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Der nächste Schweizer Pionier


4. December 2017


Die Schweiz geniesst weltweit den Ruf eines innovativen, wohlhabenden und wertschaffenden Landes, welches in den vergangenen Jahrhunderten mit vielen Erfindungen federführend war.

Ein Mann, der massgeblich zu diesem Image beigetragen hat, ist Alfred Escher, ein Schweizer Politiker und Unternehmer. Im 19. Jahrhundert erkannte er, dass das Land seine geographische Lage im Herzen Europas nicht zu seinem Vorteil ausnutzte. Die Schweiz war zu Beginn des Industriezeitalters nahezu isoliert zu seinen Nachbarländern. Während sich die Eisenbahninfrastruktur in Europa entwickelte und zu wirtschaftlichem Wohlstand beitrug, herrschte in der Schweiz Stillstand. Besorgt über diese Entwicklung, unterstützte Escher 1852 ein Gesetz, welches den Betrieb privater Eisenbahngesellschaften erlaubte, und bald darauf wurde die Schweizerische Nordostbahn gegründet, die Zürich mit dem Bodensee verband. Der plötzliche Eisenbahnboom ging einher mit einer Nachfrage nach Ingenieuren. Escher drängte darauf, das Eidgenössische Polytechnische Institut – heute bekannt als die ETH Zürich – zu gründen.

Eine weitere Herausforderung für die Schweiz war die Finanzierung der Eisenbahninfrastruktur. Escher lehnte es ab, im Ausland Geld zu leihen und Abhängigkeiten entstehen zu lassen. Er initiierte die Gründung einer neuen Bank zur Finanzierung von nationalen Projekten – dies war die Geburtsstunde der Schweizerischen Kreditanstalt, der heutigen Credit Suisse, und legte den Grundstein für die Finanzhauptstadt Zürich.

Der gesellschaftliche Wandel von einem landwirtschaftlich geprägten Staat hin zu einer Industrienation stellte die Schweiz auch vor neue gesellschaftliche Herausforderungen – bei Krankheiten, Verletzungen oder dem Tod von Industriearbeitern konnte die Familie nicht einspringen und den Verdienstausfall kompensieren. Alfred Escher war federführend bei der Gründung der “Schweizerischen Lebensversicherungs- und Rentenanstalt”, einer Lebens- und Rentenversicherung sowie einer Rückversicherungsorganisation, um deren Risiko zu decken. Beide Institutionen sind heute globale Unternehmen – bekannt als “Swiss Life” und “SwissRe”.

Auf diesem Fundament konnte Alfred Escher sein Jahrhundertprojekt starten: Der Gotthard-Eisenbahntunnel, der die Schweiz von Göschinnen bis nach Airolo durch die Alpen mit dem Süden verbindet, wurde 1882 nach einem Jahrzehnt Bauzeit eröffnet.

Der Wert, den Alfred Escher geschaffen hat, lag nicht in den einzelnen Initiativen, sondern in der Wertschöpfungskette. Er hat den Zug buchstäblich in Bewegung gesetzt, in eine moderne Schweiz. Escher vereinte Politik und Wirtschaft und schuf ein Ökosystem für eine erfolgreiche Zukunft in einer nachhaltigen Schweiz. Sein Vermächtnis ist noch heute allgegenwärtig.

In welche Richtung fährt der Zug heute?

Bahnverkehr dank Alfred Escher

© Sandra Cifo

Die Schweiz ist immer noch gleichbedeutend mit wirtschaftlichem Erfolg und politischer Stabilität. Es ist das innovativste und wettbewerbsfähigste Land der Welt und sogar laut den Vereinten Nationen eines der glücklichsten Länder der Welt.

Die Schweiz erfüllt alle Voraussetzungen für eine prosperierende Zukunft – und doch bleibt das Gefühl, einen wichtigen Zug zu verpassen – den der Digitalisierung. Silicon Valley, China, die Start-Ups von London und Berlin sind weit entfernt.

Die letzten Jahre haben gezeigt, wie exponiert das Land sein kann, nicht nur aufgrund des Frankenschocks. Disruptoren wie Apple bezeichnen sich selbst als „weltweit wichtigsten Uhrenhersteller“ – ein Affront für die Schweizer Traditionsindustrie. Laut einer aktuellen Studie von KPMG wurden 88% der befragten Unternehmen Opfer eines Cyberangriffs.

Die Digitalisierung ist eine Bedrohung und zugleich eine Chance. Haben wir die Fähigkeiten und die Infrastruktur, um im digitalen Zug im Führerhaus zu sitzen?

Die ersten Waggons sind schon auf den Gleisen. Programmieren wird in den Schweizer Gymnasien endlich zum Pflichtfach. Die Schweizer Bahn SBB-CFF-FFS und viele Einzelhändler nutzten die Gelegenheit des Omnichannels und setzen auf eine digitale Strategie. Der Kanton Zug ist die erste Gemeinde der Welt, die ihre Bewohner mit einer Blockchain-Identität ausstattet.

Ende Oktober durfte ich eine Delegation von Schweizer Parlamentariern und Vertretern eidgenössischer Organisationen zu einer Bildungsreise ins Silicon Valley auf Einladung von ICT Switzerland begleiten. Die Begeisterung, die ich erleben durfte, war ansteckend. Die Delegation besuchte auch den Hauptsitz von Cisco in San Jose und hörte von unserem Chairman John Chambers seine Sicht zur Digitalisierung von Ländern. Die Ergebnisse einer erfolgreichen Digitalisierungsstrategie sind – im Sinne von Alfred Escher – vielfältig:

  • BIP-Wachstum
  • Schaffung neuer Arbeitsplätze
  • Innovation und Bildung
  • neue Einnahmequellen für den öffentlichen und privaten Sektor
  • (Cyber-) Sicherheit und Stabilität

Viele Blogs sehen Elon Musk als den nächsten Alfred Escher. Ich bin fest davon überzeugt: Es ist die Pflicht eines jeden von uns, die Schweiz im Zeitalter der Digitalisierung anzuführen und als führendes digitales Land in der Welt zu positionieren.

Der Zug fährt jetzt ab – steigen wir ein!

“Mehr als nur die Technologie alleine sind Kultur und Leadership für die erfolgreiche Digitalisierung eines Landes entscheidend.”

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