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Keine Panik – 2017 wird gut

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Auch dieses Jahr wird es in Davos wieder um Digitalisierung gehen. Das finde ich gut und wichtig. Aber wenn ich auf der WEF-Website Titel lese wie „Weaponized AI, digital espionage and other technology risks for 2017“, sehe ich, dass es noch viel Gesprächsbedarf gibt.

Ich möchte 2017 optimistisch beginnen, denn Digitalisierung wird weiter Fahrt aufnehmen. Das beginnt schon mit den Surfgeschwindigkeiten: In 2017 wird das mobile Surfen in Westeuropa doppelt so schnell sein wie 2015 – Steigerung von 4,1 auf 8,3 Mbit/s. Der globale Datenverkehr wird sich im selben Zeitraum auf 10.000.000 TB pro Monat verdreifachen. Wenn wir die reinen Datenmengen als Gradmesser sehen, steht uns im neuen Jahr einiges an spannender Digitalisierung bevor.

Sicherlich, mit dieser Geschwindigkeit bringt Digitalisierung viele Veränderungen und auch einige Schwierigkeiten mit sich. Das müssen wir ernst nehmen. Ich sehe Digitalisierung allerdings nicht als anonyme Macht, die Märkte zerstört und Sicherheit nimmt. Digitalisierung ist für mich ein Werkzeug, mit dem man Hilfreiches, Neues und Schönes erschaffen kann. Diesen Gegensatz zwischen passiver Ängstlichkeit und aktivem Selbstbewusstsein nehme ich in vielen Gesprächen und Artikeln wahr.

Zu übertriebener Sorge gibt es aber keinen Grund. Im Gegenteil: Immer können wir bestimmen, wie wir Digitalisierung gestalten und was sie uns bringt. Erik Brynjolfsson, Director MIT Initiative on the Digital Economy, hat es gut zusammengefasst: „The future is not pre-ordained by machines. It is created by humans.“

Unsere Rolle in der Digitalisierung ist die der Entwickler und Designer. Dieses Bewusstsein muss 2017 noch stärker unser Handeln bestimmen als bisher. Für mich bedeutet das, dass ich mir viele grundsätzliche Fragen stelle. Bevor wir also unsere Prozesse digitalisieren, neue Arbeitsplätze einrichten und innovative Produkte entwickeln, sollten wir uns immer auch mit den weitreichenden Auswirkungen auseinander setzen. Haben Sie zum Beispiel schon an Folgendes gedacht?

  • Muss jeder Mensch die Technik verstehen oder reicht es wenn er den Mehrwert erkennt?
  • Wenn Roboter immer alltäglicher werden, wer entscheidet, was ein Roboter entscheiden darf?
  • Wie stellen Unternehmen sicher, dass durch Digitalisierung mehr Menschen gute Jobs haben, als vorher?

Ich kenne nicht alle Antworten, niemand kennt sie heute. Aber ich finde es wichtig, dass wir darüber nachdenken – privat und öffentlich. Ich bin absolut überzeugt, dass uns Digitalisierung helfen kann. Wie bei jedem Werkzeug liegt es aber am Künstler oder Ingenieur, für was das Werkzeug genutzt wird. Das Werkzeug Digitalisierung eröffnet uns viele Möglichkeiten, nimmt uns aber eben auch in die Verantwortung. Für diese Veränderungen in allen Bereichen der Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt brauchen wir Unterstützung und Wissen, dann wird Digitalisierung ein Erfolg für alle. Warum bin ich da so sicher? Weil ich die positiven Effekte der Digitalisierung jeden Tag sehe und sie mich begeistern.

Und um diese Begeisterung für Digitalisierung muss es uns 2017 gehen. Wir müssen Digitalisierung noch mehr erklären, vorführen und erlebbar machen. Und zwar für jeden Bürger in unserem Land. Die technische Entwicklung darf die Menschen nicht abhängen und sie verunsichern, sondern soll sie begeistern und ermutigen. Wenn in Davos nun die Gespräche über Digitalisierung in 2017 beginnen, sollten nicht mehr Breitband oder mehr Industrie 4.0 im Vordergrund stehen.

Wir brauchen Bildung und Begeisterung, wenn Digitalisierung ein Erfolg werden soll. Darum muss es 2017 gehen und ich freue mich über jeden Optimisten an meiner Seite.

 

Authors

Oliver Tuszik

Senior Vice President von Cisco's Global Partner Sales

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2 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Tuszik,

    Ein interessanter Leitartikel zu besagtem Thema.

    Die Kernfrage, die sich mir stellt ist, was verbessert Digitalisierung wirklich in meinem täglichen Leben? Also nicht “unter Annahme von..”, sondern in der Realität!

    Wird dadurch meine Arbeit leichter und komfortabler und werde ich dadurch entlastet? Antwort: Nein.
    Sie wird erleichtert, aber der Arbeitgeber erhöht damit einhergehend gleich einmal meine Arbeitsbelastung mit zusätzlichen Aufgaben, da ich ja nun mehr gleichzeitig tun kann. Zudem bieten sich völlig neue Kontrollmechanismen für den Arbeitgeber. Bin ich ein Mensch, der Aufgaben schnell und effizient erledigt, wird mir die Möglichkeit genommen, meine persönlich erarbeitete Freizeit in Anspruch zu nehmen.
    Gewinn für mich? Keiner!

    Wird mein Zugang zu Informationen über Radio und TV wirklich leichter und besser durch DVB-Tx und DAB? Antwort: Nein.
    Die Bild- und Ton-Signalqualität wird besser, die Auswahl an Programmen größer. Aber all die Anbieter nutzen die Digitalisierung nur dazu, die Informationen zu verschlüsseln um dann den Menschen für alles und jedes Gebühren abzuverlangen, damit sie die Inhalte abrufen können. Durch die gezielte, bereits seit Jahren forcierte Abschaltung, von analogen Rundfunksendern (national und international), werde ich immer massiver in meiner Freiheit beschnitten, kostenlos aus einem großen Informationsangebot zu schöpfen.
    Gewinn für mich? Keiner!

    Wird die Qualität meiner Nahrungsversorgung durch Digitalisierung verbessert? Nein.
    Vielleicht bietet sie einigen solventen landwirtschaftlichen Großbetrieben die Möglichkeit, effizienter zu wirtschaften, aber da hört es auch schon auf.
    Die industrialisierte Lebensmittelbranche durchläuft schon seit Jahren einen stetigen “Prozess der Konsolidierung”, was aber letztendlich zu einer gezielten Marktaufteilung und Monopolisierung führt. Dem Endverbraucher werden prozesstechnisch optimierte Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Und Dank der fortschreitenden Digitalisierung in diesem Bereich in immer kürzeren Innovationszyklen, welche Zulassungskontrollen immer mehr erschweren. Jungen Menschen sind mittlerweile kaum noch ursprüngliche und natürliche Nahrungsmittel bekannt (ganz zu schweigen von derem Ursprung). Ich zitiere hier einmal einen Drittklässler aus einer Schule vor Ort mit der Aussage “Milch kommt von schwarzbunten Kühen, Kakao von rotbunten Kühen”. OKAY, er wußte zumindestens noch, daß die Milch von einer Kuh kommt…
    Gewinn für mich? Keiner!

    Wird meine Mobilität durch die Digitalisierung verbessert?
    Antwort: Nur sehr eingeschränkt!
    Solange ich öffentliche Verkersmittel nutze, sehe ich deutlich die Verbesserungen durch die Digitalisierung. Nämlich in Form von detailierten Fahrplanauskünften und flexiblen Buchungsmöglichkeiten. Optimiert ist dies alles aber oftmals (besonders im Fernverkehr) für den Anbieter und zwar hinsichtlich seiner preislichen Gestaltungsmöglichkeiten. Für mich wird es teurer oder ausgeprochen kompliziert, wenn ich günstige Mobilität für mich suche.
    Schaue ich mir den Individualverkehr an, sprich mein Auto, so stelle ich fest, daß die Industrie seit langen schon daran arbeitet, mich zu entmündigen und zu gängeln. Digital codierte Ersatzteile, ohne die das Motormanagement sich weigert, den Wagen zu starten. Fahrzeug- und Fahrerüberwachung durch Echtzeitübermittlung von Telemetrie- und Betriebsdaten. Wartungsintervalle, die mich in die überteuerte Werkstatt des Herstellers zwingen. Werden sie durch mich ignoriert, so schaltet das Motormanagement (nachweisbar!!!) nach und nach Komfortfunktionen meines Fahrzeugs aus. Die Liste kann ich hier noch beliebeig lange fortsetzen…
    Gewinn für mich? Keiner!

    Ich könnte hier noch lange weiterschreiben, über Amazon und Bücher, die plötzlich nicht mehr verfügbar sind (Thema Zensur), über Lieferhelden aller Art, die natürlich digital bestellt, ruckzuck liefern, was lieferbar ist, aber dem Menschen die Fähigkeit rauben, sich selber zu organisieren oder zu lernen, wie man selber kocht. Ganz davon zu schweigen, daß diese Lieferhelden ihr Personal (Fahrer, Kommisionierer, etc.) mit Mindestlöhnen abspeisen, die steuerfinanzierte Infrastruktur kaputtfahren (40 Tonner und Giga-Liner), ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden und dann auch noch ihre Online-Rechnungen frech aus Steueroasen wie z.B. Luxemburg versenden.
    Gewinn für mich und meine Mitbürger? Keiner!
    Kosten? Immens!

    Digitalisierung dient nur einer gewissen Gruppe von Menschen…

    Mit nachdenklichen Grüßen,

    Uwe Wagner

    • Oliver Tuszik

      Sehr geehrter Herr Wagner,

      herzlichen Dank für Ihre Gedanken und auch Bedenken. Bei vielen Aspekten kann ich verstehen, dass Sie Digitalisierung als schwierig empfinden.
      Wie jede Medaille hat auch die der Digitalisierung zwei Seiten. Aus meiner Wahrnehmung bietet sie vor allem Chancen und Möglichkeiten – für jeden in unserer Gesellschaft. Darum könnten aus meiner Sicht bei vielen Ihrer Beispiele auch sehr positive Argumente genannt werden.

      Ich kann alle Ihre Aspekte verstehen und möchte auch gar nicht sagen, dass alles perfekt ist, was durch Digitalisierung möglich wird. Darum finde ich Ihren Beitrag sehr wichtig, da wir nur durch gemeinsamen Austausch an Verbesserungen arbeiten können. Natürlich müssen wir das wollen und auch an diesen Fortschritt glauben. Ich versuche meinen Teil dazu beizutragen und werbe dafür. Darum sage ich: Die Digitalisierung hat das Potenzial unser aller Leben am Ende besser zu machen. Vielleicht nicht morgen, oder in einem Jahr. Aber ich sehe uns auf einem sehr guten Weg – trotz aller berechtigter Kritik.

      Mit optimistischen Grüßen

      Oliver Tuszik