COVID-19 hat das Leben vieler Menschen quasi über Nacht verändert – vor allem das von Menschen, die in Büros arbeiten. Wie eine Cisco-Umfrage zeigt, sind für sie daraus praktische, strategische und kulturelle Veränderungen entstanden. Dieses „New Normal“ wurde ausführlich diskutiert. Aber was ist mit denjenigen, die nicht in einer Büroumgebung arbeiten – also im Durchschnitt über 60 % der arbeitenden Bevölkerung? Auch vor ihnen macht Technologie nicht halt.
Die aktuelle Diskussion, in welchen Industrien virtuelles Arbeiten und Homeoffice nicht möglich sei, scheint daher eher Verteidigungsreflex als Aufbruchsignal. Dabei liegen in vielen Bereichen die Möglichkeiten auf der Hand. Als globaler IT-Anbieter hat Cisco Einblick in Millionen IT-Anwendungen und Praxisbeispiele – durch Einsatz unserer IoT-Technologien oder der Videoplattform Webex. Viele davon zeigen, dass virtuelles Arbeiten deutlich häufiger möglich ist, als man glaubt.
Bildung
Seitdem überall auf der Welt Schulen geschlossen wurden und 1,5 Milliarden Kinder nicht mehr im Klassenzimmer sitzen, hat sich das Bildungswesen mit dem unverkennbaren Aufstieg von E-Learning dramatisch verändert. Aktuell gibt es kaum Schulen in Deutschland, die im normalen Lehrbetrieb agieren. Stattdessen prägen Fernunterricht und hybrides Lernen das Bildungswesen. Unüberhörbar ruckelt und knirscht es noch an vielen Stellen, aber im Grundsatz hat sich gezeigt: mit der richtigen technischen und organisatorischen Ausstattung ist digitale Bildung sehr gut möglich. Ein schönes Beispiel ist das Anton-Bruckner-Gymnasium in Bayern.
Wenn wir einmal über den Horizont der Pandemie hinaus blicken, wird schnell das grundsätzliche Potenzial deutlich: Lehrermangel ist in vielen Fächern und Regionen schon heute ein enormes Problem. In Zukunft können Lehrer ihre Stunden an mehreren Schulen und in mehreren Klassen gleichzeitig über Videotechnologien abhalten, um diese Herausforderung zu bewältigen.
Gesundheitswesen
Aktuelle Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung zur Entwicklung von Videosprechstunden zeigen, wie schnell Praxen in Deutschland auf digitale Lösungen umgesattelt haben: So wurden vom 4. März bis 30. Juni insgesamt 1,24 Millionen Videosprechstunden durchgeführt. Im Vorjahreszeitraum lag diese Zahl bei wenigen tausend Sprechstunden. In den USA stieg der Anteil der Patienten, die Telemedizin nutzen, in weniger als einem Jahr von 11 auf 46 Prozent. Das schwedische Unternehmen KRY International, einer der größten Anbieter von Telemedizin in Europa, meldete einen Anstieg der Anmeldungen um mehr als 200 Prozent. Frankreich und Korea haben Vorschriften geändert, um den Zugang zur Telemedizin zu erleichtern. Die Zukunft des Gesundheitswesens geht jedoch über Fernkonsultationen hinaus. Im Jahr 2001 entfernten Chirurgen in New York die Gallenblase eines Patienten in Frankreich mit Hilfe eines ferngesteuerten Robotersystems. Mit Technologien wie 5G, Künstliche Intelligenz und Augmented Reality wird auch das Versprechen von Fernoperationen bald Realität werden.
Produzierendes Gewerbe
Während der ersten Phase der COVID-Krise mussten viele Produktionsstätten schließen und ihre Mitarbeiter nach Hause schicken. Durch den in Deutschland hohen Automatisierungsgrad und verbreiteten Einsatz von IoT-Sensoren und Robotern haben sich in den letzten Monaten die Tätigkeitsprofile in der Fertigung kontinuierlich verschoben. Vorbeugende und vorausschauende Wartung wird zum Beispiel in Produktionsanlagen oder in der Öl- und Gasindustrie zu einer weit verbreiteten Praxis. Diese Aufgaben können allesamt auch aus der Ferne erfüllt werden.
Landwirtschaft
Mit einer Geschichte von mehr als 10.000 Jahren ist die Landwirtschaft einer der ältesten Berufe der Menschheit. Doch auch in diesem Bereich hält die Digitalisierung Einzug. Ob Sensoren, die Informationen an automatische Bewässerungssysteme senden, autonome Fahrzeuge, die den Boden vorbereiten oder die Ernte einsammeln – die Arbeit der Landwirte hat sich in den letzten 10 Jahren durch die Technologie bereits enorm verändert, ohne dass viele es gemerkt haben. In Großbritannien hat Cisco zum Beispiel Testbeds für ländliche 5G-Versuche aufgebaut. Mit 5G-Konnektivität, Wearable Tech und einer App namens Me+Moo können Landwirte den Gesundheitszustand ihrer Kühe anhand von Fütterungs-, Schlaf-, Melk- und Ruhedaten verfolgen – vom PC aus.
Versicherung
Ob es sich um ein beschädigtes Auto oder eine gebrochene Wasserleitung handelte, Versicherungen schickten traditionell einen Sachverständigen, um den Schaden zu begutachten und zu beurteilen. Als Folge der Pandemie ändert die Versicherungsbranche ihre Arbeitsweise. Jetzt haben die Kunden die Möglichkeit, Schadensfälle auf der Grundlage digitaler Beweise in Form von Fotos oder eines Videos einzureichen. In naher Zukunft werden Versicherungsexperten Kunden wahrscheinlich per Videokonferenz beraten – oder einfach eine Drohne schicken, um ein beschädigtes Dach zu untersuchen.
Unterhaltung & Kultur
Theater, Kinos, Konzertsäle und Museen geschlossen – ein trauriges Jahr für Künstler. Und auch wenn es für viele weiterhin sehr schwierige Zeiten sind, begannen doch einige, sich mit ihrem Publikum im digitalen Raum zu verbinden. Die Berliner Symphoniker und Bayrische Staatsoper errichteten virtuelle Konzertsäale, das Essener Museum Folkwang zeigt 80.000 Exponate seiner Sammlung online und das Stuttgarter Ballett ließ virtuell tanzen. Online konnte man dann auch sowohl den 3D-Scan des mehr als 2.000 Jahre alten Pergamon-Altars bestaunen als auch täglich wechselnde DJ-Sets aus den geschlossenen Clubs hören (#UnitedWeStream). Während wir alle hoffen, dass wir die Kunst, die wir lieben, an den traditionellen Orten genießen können, werden die neu entwickelten Formate und Finanzierungsmodelle bleiben.
Einzelhandel
Die Trends von offline zu online haben wir seit Jahren gesehen, aber COVID-19 hat alles noch einmal beschleunigt. In Zukunft werden Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, Wege finden, Online-Dienste anzubieten und sie mit dem stationären Handel zu verbinden. Click & Collect erobert die Innenstädte gerade wie im Sturm und verbindet Sicherheit für Angestellte und Einkäufer mit digitalen Elementen. Schon jetzt zeigt sich, dass damit auch eine Veränderung der Arbeitsprofile einher geht. Es wird mehr Personal benötigt, das Bestellungen bearbeitet oder in der Kundenbetreuung aktiv ist – letzteres natürlich aus dem Homeoffice heraus.
Und wenn es doch Büro oder Werkshalle sein muss?
Stand heute erfordern viele Arbeitsbereiche noch immer physische Präsenz. Doch auch hier kann Technologie helfen, Infektionen zu vermeiden. Nach der Einführung strenger Hygienemaßnahmen wurden viele von ihnen wieder eröffnet. Während die Fabrikarbeiter zurückkehren, um die Produktionslinien zu bedienen, hilft ihnen die Technologie, sich an eine neue Arbeitsumgebung zu gewöhnen.
Entwickler bei Cisco Meraki haben zusammen mit unseren Partnern schnell neue Anwendungsfälle für WiFi-fähige intelligente Sicherheitskameras entwickelt. Diese werden nicht mehr nur zur Überwachung eingesetzt, sondern können dabei helfen, zu gewährleisten, dass Menschen persönliche Schutzausrüstung tragen und Abstand in Fabriken und Einzelhandelsumgebungen halten. In ähnlicher Weise hat Cisco Pionierarbeit bei der Verwendung von Sensoren und KI in Geräten der Webex-Familie geleistet. Bildschirme, Whiteboards und Raum-Navigatoren können wichtige Umgebungsdaten liefern, die dabei helfen, nicht ausgelastete oder überfüllte Räume, Luftqualität und Mindestabstand zu identifizieren.
Wir sehen: Technologie ermöglicht quasi überall, dass wir unserer Arbeit auch in Pandemiezeiten sicher nachgehen können. Egal ob klassisch im Homeoffice oder durch andere Möglichkeiten der sicheren Vernetzung – für Unternehmen gibt es keine Ausreden mehr.