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Dr. Aljoscha Burchardt, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI GmbH)


24. August 2018


Digitalisierung verändert alle Lebensbereiche. Ich arbeite und diskutiere darum mit verschiedensten Personen, die an unterschiedlichen Stellen aktiv sind für eine erfolgreiche Digitalisierung in Deutschland. Die Gedanken und Argumenten von vielen dieser Menschen schätze ich sehr. Einige möchte ich darum hier veröffentlichen. Heute habe ich 3 Fragen an:

Dr. Aljoscha Burchardt vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI GmbH)

Dr. Aljoscha Burchardt ist Lab Manger am Language Technology Lab des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI GmbH) in Berlin. Er ist Experte für Künstliche Intelligenz und Sprachtechnologie und Stellvertretender Vorsitzender der Berliner Wissenschaftlichen Gesellschaft.

 

Künstliche Intelligenz ist gerade ein echtes Hypethema. Was ist KI eigentlich genau und warum wird es gerade jetzt so populär?

Das wüsste ich auch gerne. Wir sind de facto beim Digitalen Wandel gerade an einem Wendepunkt angekommen. Aus den sogenannten maschinenlesbaren Daten werden nun maschinenverstehbare Daten. Erstmals können Maschinen (innerhalb enger Grenzen) Inhalte verarbeiten, Situationen erfassen oder Entscheidungen vorbereiten und mit uns kommunizieren. Das funktioniert jetzt, da wir genug Daten und Computer-Power haben. Die derzeit erfolgreichste KI-Technologie heißt Machine Learning. Ganz grob gesagt bedeutet das, dass Maschinen aus den Daten Lösungen ableiten, die wir ihnen vorher nicht genau so einprogrammiert haben. Zum Beispiel suchen wir im Internet nicht wie einem Bibliothekskatalog mit manuell kuratierten Schlagworten. Dafür gibt es heute Suchmaschinen, die sehr viel mehr können.

 

Ich bin wie immer optimistisch und denke, dass uns KI helfen wird. Können Sie ein paar gute Beispiele nennen, wie KI in 5 Jahren unser Leben verbessern wird?

Bei vielen sozialen Themen stehen wir seit Jahren vor großen Fragen. In ihrem aktuellen Video-Podcast spricht Kanzlerin Merkel u.a. über Pflege und stellt fest, dass „Digitalisierung bei der Erledigung bürokratischer Vorgänge wirklich helfen [kann]“. Diese Aussage ist richtig. KI und Technologie können aber noch viel weitergehender helfen. In meinem gerade erschienenen Buch „IT für soziale Inklusion“ betonen wir positive Aspekte, die in der Debatte oft zu kurz kommen. Da geht es um Hilfen im „Smart Home“, die Menschen länger gesund zu Hause leben lassen, eine App zur Früherkennung von depressiven Schüben oder auch eine Online-Plattform, die gesellschaftliche Debatten unterstützt. Daneben sind KI-Features wie das automatische Zusammenfassen von Meetings oder das Übersetzen von Spontansprache fast schon unbedeutend – aber sie kommen auch!

 

KI kann gerade im Gesundheitswesen Grenzen verschieben. Aber würden Sie sich von einem Roboter behandeln lassen?

Wahrscheinlich eher früher als später: ja. Aber dann bekomme ich regelmäßig Aussagen zu hören wie: „Maschinen werden nie empathisch sein oder kreativ“. Dann antworte ich gerne, dass ich viele Menschen kenne, die weder empathisch noch kreativ sind und trotzdem ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben. Wenn wir unseren Enkeln später erzählen, dass Zahnärzte mal acht Stunden am Tag mit gebeugtem Rücken da standen, um Patienten im Millimeter-Bereich Karies aus den Zähnen zu bohren, dann werden diese genauso staunen wie wir heute über historische Bilder von fußbetriebenen Bohrern. Schon heute operieren Ärtze mit dem Joystick und der Roboter führt die exakten Bewegungen aus. Ab wann Standard-Fälle komplett im Autopilot operiert werden, kann man noch nicht sagen. Und wenn Empathie oder Kreativität gefragt sind, hat der Mediziner dann auch Zeit für seine Patienten.

 

Vielen Dank Dr. Aljoscha Burchardt für das interessante Gespräch.

Um die Innovationschancen der Digitalisierung noch besser nutzen und die Digitalisierung Deutschlands verstärkt ankurbeln zu können, hat Cisco im März 2016 das Investitionsprogramm „Deutschland Digital“ ins Leben gerufen. Dabei liegen uns 3 Schwerpunktthemen am Herzen: Bildung, Innovation, Sicherheit. Erfahren Sie mehr unter www.cisco.de/deutschland-digital

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