Garching, 26. Juni 2024 – Diesen Monat haben in Bonn die Vorverhandlungen für die COP28 stattgefunden. Pünktlich dazu hat Cisco – fünf Monate vor Beginn der diesjährigen UN-Klimakonferenz – 5.000 BundesbürgerInnen dazu befragt, was sie über Nachhaltigkeit und Digitalisierung denken. Denn zu diesen Themen gibt es zahlreiche Mythen und viel Halbwissen. Die Antworten sind überraschend.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit – dazu gibt es verschiedene Ansichten in Deutschland. Der Bevölkerung wird oft eine Meinung oder angebliches Fachwissen vermittelt, nicht immer objektiv und auf Fakten basierend. Cisco hat darum 5.000 BundesbürgerInnen befragt, wie ihr Blick auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung in Deutschland ist. Auch Cisco-Nachhaltigkeitsexpertin Jutta Gräfensteiner kommentiert die Themenbereiche „Künstliche Intelligenz (KI)“, „Energiesparen“, „Selbstbeteiligung“ und „Internationaler Vergleich“.
1. Mythos: Die Deutschen denken, KI ist eine Herausforderung für das Klima
An Künstlicher Intelligenz scheiden sich die Geister – auch beim Thema Nachhaltigkeit. Oft wird bei KI der enorme Energiehunger angeführt. „Bis 2027 könnte KI so viel Strom verbrauchen wie die Niederlande“, schreibt beispielsweise die VU Amsterdam School of Business and Economics.
Die Befragten in Deutschland scheinen sich nicht ganz so einig zu sein, wenn es um die Auswirkungen auf das Klima geht. Nur knapp ein Viertel sieht KI als Chance für mehr Klimaschutz (23 Prozent) oder aber gegenläufig als Treiber des Klimawandels (25 Prozent). Die Mehrheit der Teilnehmenden (40 Prozent) sagt teils/teils und 13 Prozent geben an, dass sie es nicht wissen.
Jutta Gräfensteiner ist Mitglied der Geschäftsführung bei Cisco in Deutschland und unter anderem verantwortlich für den Bereich Nachhaltigkeit: „Man kann KI trotz des großen Energiehungers nicht grundsätzlich als Klima-Killer bezeichnen, da haben die Deutschen schon einen guten und differenzierten Blick. Wir sehen bereits, dass unsere Kunden durch den Einsatz digitaler Technologien und KI den Strom- und Flächenbedarf, das Transportvolumen und ihre Emissionen reduzieren können. Laut Bitkom lassen sich die jährlichen CO2-Emissionen in Deutschland mit Hilfe digitaler Technologien je nach Geschwindigkeit der Digitalisierung um rund 43 bis 80 Millionen Tonnen (Nettoeffekt) bis 2030 senken.“
Gräfensteiner ergänzt: „Die IT-Branche arbeitet erfolgreich daran, dass deutlich weniger Strom in Rechenzentren benötigt wird, oft bei höherer Leistung. Gleichzeitig hilft KI in vielen anderen Bereichen des Umwelt- und Klimaschutzes: Ein KI-gesteuertes System kann zum Beispiel in der Landwirtschaft Unkraut von Setzlingen unterscheiden und Herbizide ressourcenschonend ausbringen. Auch zur Verbesserung von Wettervorhersagen und Klimawandelmodellen oder zur Entwicklung effizienterer Batterietechnologien wird KI eingesetzt.
2. Mythos: Die Deutschen haben keine Ideen, wie Digitalisierung klimafreundlicher werden kann
Für viele deutsche Unternehmen sind Klimaschutzmaßnahmen bereits fester Bestandteil der Digital-Strategie – insbesondere, wenn es um Energieeinsparung geht. Aber wie sehen es Privatpersonen? Haben sie Ideen, wie Digitalisierung klimafreundlicher werden kann?
Die Antwort lautet „Ja“. Der Schwerpunkt liegt hier eindeutig im Bereich der sogenannten „Kreislaufwirtschaft“. 60 Prozent sprechen sich für eine längere Lebensdauer von Geräten aus, 35 Prozent wünschen sich eine Rücknahme von Altgeräten, um Digitalisierung klimafreundlicher zu machen. Auch effizientere Rechenzentren, die beispielsweise Abwärme stärker nutzen, stehen hoch im Kurs. Lediglich 19 Prozent der Befragten entscheidet sich für keine Option oder wissen dazu nicht Bescheid.
„Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht“, sagt Gräfensteiner. „Die Kreislaufwirtschaft stellt dabei einen wesentlichen Aspekt dar. Cisco hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 100 Prozent aller Produkte und Verpackungen nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Ich freue mich daher sehr, dass die Deutschen das Thema so klar erkannt haben und Cisco hier auf dem richtigen Weg ist.“
3. Mythos: Die Deutschen wollen bei digitalen Diensten keine Energie sparen
Das Bild der unreflektierten Digital-Konsumenten wird gern gezeichnet. Mehr von allem, nicht zu Verzicht bereit, und alles kommt „on demand“.
Die Lebensrealität der Deutschen sieht allerdings differenzierter aus. Nur 29 Prozent der Befragten sind nicht dazu bereit, bei digitalen Diensten Energie zu sparen oder geben an, es nicht zu wissen. Doch fast die Hälfte würde auf Gaming oder Videos verzichten (49 Prozent). Auch Video- und Musikstreaming (31 Prozent) würde fast ein Drittel für die Umwelt einstellen. Der Verzicht auf Videokonferenzen folgt auf Platz 3 mit 28 Prozent.
„Die Mehrheit der Deutschen kann sich offensichtlich gut vorstellen, auf einzelne Aspekte ihres digitalen Lebens zugunsten der Energieeinsparung zu verzichten. Das Bild des unreflektierten Konsumenten sehe ich nicht“, so Gräfensteiner. „Das Schöne ist, dass moderne Technologien mit intelligenten Funktionen für eine erhöhte Energieeffizienz sorgen. Damit lassen sich Einsparungen erreichen, ohne dass Komfort oder Lebensqualität darunter leiden.“
4. Mythos: Die Deutschen trauen Deutschland die Digitalisierung nicht zu
Digitalisierung in Deutschland klappt nicht – so wird gern geunkt und genörgelt. Die Befragung scheint das zu bestätigen: Mehr als drei Viertel der Deutschen (77 Prozent) glauben, dass sich Deutschland bei der Digitalisierung weltweit im unteren Drittel oder gar am Ende der Tabelle befindet. 18 Prozent sehen Deutschlands Digitalisierung immerhin im Mittelfeld, nur 3 Prozent im oberen Drittel oder gar an der Spitze.
„Die Digitalisierung in Deutschland ist weitaus besser als ihr Ruf“, erklärt Gräfensteiner. „Deutschland liegt bei der Digitalisierung im europäischen Mittelfeld, wie der DESI 2023 Report on the state of the Digital Decade zeigt. In vielen wichtigen Bereichen holt Deutschland auf: So liegt die 5G-Abdeckung mit 93 Prozent gut über dem EU-Durchschnitt. Auch beim Erfindergeist müssen wir uns nicht verstecken: 98 Prozent der deutschen Unternehmen bezeichnen sich laut einer weltweiten Cisco-Studie als innovativ. Nachholbedarf gibt es allerdings in den Bereichen KI und Cybersecurity. Aktuelle Cisco-Studien zeigen, dass nur 2 Prozent der deutschen Unternehmen bestmöglich auf Cyberangriffe vorbereitet sind und nur 7 Prozent bestmöglich auf die Herausforderungen des KI-Zeitalters. Es gibt also noch Luft nach oben.“
Über die Befragung
Die Befragung wurde unter mehr als 5.000 BundesbürgerInnen im November 2023 von Civey durchgeführt. Die Teilnehmenden sind in Unternehmen verschiedener Größen aus unterschiedlichen Branchen tätig.