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Big laugh: FAZ über “Schwarm-Dummheit”

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Interessanter Artikel am 9.3. in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Titel des Beitrages: “Es gibt auch Schwarmdummheit – Millionen Freunde sollt ihr sein: Der Mensch multipliziert sich im Netz und vereinzelt zugleich.”

Im Zuge des Web 2.0 (verwendet irgendwer den Begriff heute noch…?)  Hypes ab Mitte der Nuller-Jahre war es ja modern, über “Schwarm-Intelligenz” zu schwadronieren. Vor allem bei vielen – meist selbsternannten – “Web 2.0”-Gurus im deutschsprachigen Raum.  Ingeborg Harms von der FAZ greift diesen Begriff nun auf, um über das Gegenteil zu lästern:  die Schwarm-Dummheit.

Einleitend zitiert sie in ihrer Polemik Aussagen von 2 Wissenschaftern, Aleida Assmann von der Uni Konstanz (soziale Netzwerke “…vertreiben das Gespenst der Einsamkeit…”) und den Pariser Anthropologen Thierry Wendling (die digitale Revolution sei “…einer der großen Momente der Menscheitsgeschichte…”). Deren “Lobgesang” auf soziale Netzwerke begegnet die Autorin mit großem Misstrauen.

SKEPSIS

Die kritische Abrechnung läuft dann in weiterer Folge ein bisschen schematisch und vorhersehbar ab. Harms bleibt ihrer Struktur treu, in jedem Absatz einen neuen Experten zu zitieren. Dieser Logik folgend kommen dann in den Absätzen 3 mit dem Medienwissenschafter Geert Lovink und 4 mit Michael Ackermann von der Zeitschrift “Kommune” die Netz-Skeptiker zu Wort. Diese hinterfragen die “Freundes- und Beteiligungskultur der Web 2.0 Welt”.

GERINGE PODCAST-NUTZUNG

Definitiv interessant ist dabei Ackermanns Hinweis, dass “der Anteil an aktiven Blog- und Podcastnutzer bei 2 bis 3 % liegt”. Er bestätigt, was meine Cisco Marketing KollegInnen und ich uns auch schon gedacht haben. Bei uns hat diese Beobachtung dazu geführt, die Ausgaben für Podcasts deutlich zu reduzieren und diese – gar nicht so günstige – Art der Content-Aufbereitung nur mehr sehr selektiv einzusetzen. (Blogs sind billiger – die kosten nur Zeit 😉

Ackermann fährt dann fort: die meisten Leute nutzen soziale Netwerke als “Medium für Spiel & Unterhaltung”. Außerdem führen diese Medien zu einem “permanenten Ausnahmezustand der Reizüberflutung”. Das trifft auf gewisse User sicher zu – die Analyse ist aber auch etwas Verräterisch. Klingt dieser Vorwurf doch nach klassischem Kulturpessimismus von Bildungsbürgern. Es liegt noch immer in der Verantwortung jedes/ jeder Einzelnen, wie er/sie ein Medium nutzt. Das war beim TV nicht anders als bei Büchern oder Offline-Computerspielen.

Guter Punkt aber auch wieder der abschließende Aufruf zu mehr Nüchternheit. Da muss ich an einen Bekannten denken, der vor einiger Zeit auf Facebook gepostet hatte: “Habe total viel zu tun und überhaupt keine Zeit – verbringe aber trotzdem Stunden hier auf Facebook”. Das wird er sich mittlerweile abgewöhnt haben, die meisten Leute lernen ja mit zunehmender Mediennutzung, was sie brauchen/ was nützlich und sinnvoll ist – und was nicht. Und wer weiss: in 2 Jahren kräht vielleicht kein Hahn mehr nach Facebook…

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1 Kommentare

  1. Gute Analyse. Bleibt die Frage, warum nur 2% der Benutzer aktiv sind? Meine Antwort darauf: Einige wenige Menschen, die sich mit Medien beschäftigen, geben den Ton an. Und wollen das auch in Zukunft. Besser wäre es, die Benutzer, an das Teilen und Mitteilen heranzuführen. Doch diese Arbeit ist nichts für Kaiser.