Warum ist die Digitalisierung so wichtig für die gesamte Volkswirtschaft und Gesellschaft? Die Nutzung und Bereitstellung von digitalen Services ist auch in Österreich noch ausbaufähig. Warum ist auch die Gesellschaft gefordert Technologien und IT richtig einzusetzen?
Allen, die sich ernsthaft Gedanken über die Zukunft unseres Landes machen, sind die Berichte des World Economic Forum (WEF), der Global Information Technology Report 2016 sowie der Global Competitiveness Report 2016-2107, sehr ans Herz zu legen. Das Weltwirtschaftsforum hat den Grad der Digitalisierung von 139 Ländern bewertet und diese in einem Ranking gelistet. Mit dem sogenannten „Networking Readiness Index“ (NRI) werden die Auswirkungen der Informations- und Kommunikationstechnologie auf die Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften gemessen.
Nutzung und Bereitstellung von digitalen Services ist noch ausbaufähig
Österreich liegt heuer auf Platz 20 und kommt hier seit Jahren nicht vom Fleck. Angeführt wird das diesjährige Ranking von Singapur, gefolgt von den skandinavischen Staaten Finnland, Schweden und Norwegen. Die großen Volkswirtschaften USA und Deutschland liegen an 5. und 15. Stelle. Auf den ersten Blick mag Österreichs Platz nicht schlecht sein. Bei genauerer Betrachtung ist jedoch erkennbar, dass die Nutzung und Bereitstellung von digitalen Services vor allem von Unternehmen und vom öffentlichen Dienst noch ausbaufähig sind. Denn: Österreich befindet sich nicht unter den Top 10 Europas, zu denen kleinere Länder wie die Schweiz, Luxemburg oder auch Island zählen. Ähnlich verhält es sich in Bezug auf die vom WEF erhobene Wettbewerbsfähigkeit: Hier belegt Österreich Platz 19 und konnte im Vergleich zum letzten Jahr (Platz 23) einige Plätze gut machen. Die Schweiz ist im achten Jahr in Folge Spitzenreiter, gefolgt vom Singapur und den USA, Deutschland belegt Platz 5. Der Bericht legt ebenso nahe, dass die Leistung eines Landes in den Bereichen technologischer Entwicklungsgrad, Entwicklungsstand der Unternehmen und Innovation eine immer bedeutendere Rolle beim Wachstum des Pro-Kopf-BIP und bei der Wettbewerbsfähigkeit spielt.
Warum ist die Digitalisierung so wichtig für die gesamte Volkswirtschaft und Gesellschaft?
Laut WEF führt eine 10-prozentige Erweiterung des Breitbandnetzes zu einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 1,35 Prozent. Die Regierung hat bereits entsprechende Maßnahmen gesetzt, die nun rasch vorangetrieben werden müssen, da wir sonst Gefahr laufen, den Anschluss an die westeuropäischen Staaten und unsere wichtigen Wirtschaftspartner zu verlieren.
Die Entwicklung der Digitalisierung ist nicht aufzuhalten. Schätzungen zufolge wird der Datenverkehr zwischen 2015 und 2020 um das Dreifache zunehmen. Die globale Internet-Community wird in den nächsten fünf Jahren auf 4,1 Milliarden Nutzer anwachsen. Durch die Digitalisierung verändern sich Märkte schneller als je zuvor: In den nächsten Jahren werden sich etwa 40 Prozent der Unternehmen in einem völlig veränderten Wettbewerbsumfeld wiederfinden. Dabei werden heute 80 Prozent der Chancen für digitales Business nicht genutzt. Drei Viertel des weltweiten Wertschöpfungspotenzials werden in den nächsten zehn Jahren von sechs Branchen im privaten Sektor beigesteuert, das sind Produktion, Finanzen, Handel, Service Provider, Gesundheitswesen sowie Öl- und Gasindustrie. Jeder Geschäftsführer, Vorstand und Politiker muss sich damit auseinandersetzen und sich die Frage stellen: Wie sehr bin ich bereit zu investieren, um in zehn Jahren noch bestehen zu können?
Technologie und IT als Werkzeuge nutzen
Naturgemäß wird die Digitalisierung auch im Hinblick auf Datenschutz und Sicherheit kritisch betrachtet. Digitalisierung ist per se nicht böse. Wir als Gesellschaft sind gefordert, Technologien und IT richtig einzusetzen und als Werkzeuge zu nutzen, um Probleme zu lösen. Die IT-Industrie muss dafür sorgen, dass technologische Lösungen bereitgestellt werden und die Sicherheit gewährleistet ist. Die Aufgabe der Regierung ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die neue Geschäftsmodelle und Innovationen ermöglichen. Folglich müssen im Bereich der Bildung die Weichen neu gestellt werden und zwar rasch: Es muss neue Jobbeschreibungen geben, beispielsweise die Wandlung vom klassischen Automechaniker zum Experten für Elektroautos. Daran muss die Politik arbeiten, damit die Wirtschaft diese Leute auch hat, wenn sie sie braucht.